Im Grunde alles eine Frage der Gewöhnung und der inneren Haltung. Wenn ich der Ansicht bin, daß mir etwas weggenommen werden würde mit einem Tempolimit, werde ich mich eher sehr schwer damit tun. Ich werde mich dann darauf konzentrieren, daß "irgendwelche spaßbefreiten Deppen", "Öko-Ideologen" usw. wieder mal glauben, etwas besser zu wissen als ich. "Die da oben können wieder machen was sie wollen mit mir ..." - Dann kommen auch Nebenerscheinungen wie der Glaube, 120/130km/h würden ermüden.
Ich bin nun knapp 60, habe durchaus sehr fahrdynamische Zeiten in meiner Biografie. Das macht mich weder zu einem schlechten, asozialen Menschen noch zu einer Umweltsau. Es sei denn, es wäre immer noch so und nichts hätte sich geändert bei mir.
Mit zunehmend mehr Aufenthalten in Frankreich (bis heute) habe ich etwas mir so zuvor unbekanntes kennengelernt: Das weitgehend stressfreie Fahren, unterbrochen alle 2-3 Stunden von einer Pause. Kein ständiges im-Rückspiegel-hängen (kommt da jemand, der noch schneller ist als ich), kein angestrengtes nach-weit-vorne-lauern, ob sich da vielleicht irgendwo ein Bremslicht zeigt. Kleiner, unbedeutender Nebeneffekt: meine Bremsen halten seitdem mehr als doppelt so lange ... ist aber nicht der Punkt.
Ich habe etwas mir Neues kennengelernt, man könnte auch sagen, ich mußte es kennenlernen, denn ich wollte ja nach Frankreich. Ich habe es schätzen gelernt und dann auch irgendwann in D so weiter praktiziert. Und das alles noch weit vor der Zeit, in der (Umwelt-)Kosten und anderes eigentlich bei kühlem - und vor allem unideologischem - Kopf gar keine wirkliche Alternative zu einem Tempolimit mehr zulassen.
Einzig noch mit dem Motorrad gehe ich ein- bis zweimal im Jahr zusammen mit den Kumpels auf die Rennstrecke. Alles in der gleichen Fahrtrichtung, kontrollierter und sauberer Belag, für mich (noch) vertretbarer Spaß.
Möglicherweise ist's ein Irrtum, die Freiheit im eigenen Leben in der Geschwindigkeit der Fortbewegung zu sehen. Vielleicht ist eher das Gegenteil der Fall.